Bezirkslandfrauen Wiesbaden, Rheingau und Main-Taunus

Landfrauen
vom 04.05.2019

Bildungsreise des Bezirks 2019

Gruppe in Trier
Gruppe in Trier

Jedes Jahr bietet der Bezirksverein eine Bildungsreise für Mitglieder der Ortsvereine an. 2019 ging es vom 7. bis 11. April ins Saarland mit Besuchen in Luxemburg, Metz und Trier. Auch wenn diese Fahrten immer intensiv sind, war die Bildungsreise ein voller Erfolg. Alle Teilnehmerinnen waren vom Programm, der super netten Seminarleitung und der außergewöhnlich guten Bildungsstätte begeistert.

Gruppe in Bad Kreuznach
Gruppe in Bad Kreuznach

Pünktlich ging es in Wiesbaden los. Schon nach kurzer Zeit erreichten die Landfrauen Bad Kreuznach, das wir in aller Ruhe erkunden konnten. Danach kamen wir nach kurzer Weiterfahrt zügig in Nonnweiler-Otzenhausen an, wo wir in der Europäischen Akademie freundlich begrüßt wurden. Die Seminarleiterin, Dr. A. Schönwald führte uns noch vor dem Abendessen, bei dem wir alle die leckeren Gerichte genossen, ins Seminar zum Thema "Mitten in Europa: Leben und Arbeiten auf dem Land in der Grenzregion SaarLorLux" ein. Als besondere Akzente wollten wir uns mit Fragen der Umwelt, der Nachhaltigkeit und der Vereinbarkeit von Erwerb des Unterhaltes bei gleichzeitiger Wertschätzung für den Menschen und die Natur beschäftigen. Der Abend endete mit einem gemeinsamen Getränk in der Akademie.

Gruppe in Schengen vor den Nationensäulen
Gruppe in Schengen vor den Nationensäulen

Am ersten Tag beschäftigte uns das Thema Europa. Es wurde viel über nationalstaatliche Kompetenzen und (gemeinsame) europäische Aufgaben, den Brexit und die Frage von Migration im Schengen Raum diskutiert. Den letzten Aspekt vertieften die Landfrauen bei einem Besuch im beschaulichen 600-Seelen-Weinort Schengen an der Mosel. Charmant und persönlich überzeugend von der Führerin begleitet, entdeckten wir die kleinen, sehr symbolträchtigen Akzente in Schengen: den Platz des Abkommens mit seinen besonderen Säulen und Sternen, die liebevoll gestalteten, kulturell Aspekte aufgreifenden Nationensäulen oder das Schlüsselmonument, an dem auch wir einen Gruß hinterlassen durften. Das Thema wurde in Luxemburg aus verschiedenen Perspektiven ergänzt, wobei wir auch Zeit hatten, die Stadt zu entdecken. Den Abschluss des Tages bildete ein Besuch beim einzigen Bio-Winzerbetrieb des Saarlandes, in dem wir einige Weine probieren konnten und ein leckeres Abendessen erhielten.

Auf dem Hof von Madame Dubois und Familie
Auf dem Hof von Madame Dubois und Familie

Der dritte Tag stand im Zeichen der Landwirtschaft und alternativer bzw. ergänzender Wirtschaftsoptionen für die Landwirte. Zunächst besuchten die Landfrauen einen biolandwirtschaftlichen Hof, der nach dem Prinzip der solidarischen Landwirtschaft betrieben wird: Anteilseigner finanzieren den Hof durch einen monatlichen Beitrag, die den Hof unterhaltenden Geschäftsführer werden bezahlt und die Anteilseigner erhalten pro Woche im Gegenzug Lebensmittel. Die größte Herausforderung liegt dabei in der Umstellung der Essgewohnheiten, weil stets nur die aktuell verfügbaren Gemüsesorten zur Verfügung gestellt werden können.
Anschließend eroberten wir - wie von ihr betreute Kinder - mit einer äußerst engagierten Hofbesitzerin deren Milchviehbetrieb in Frankreich. Die Grundlage bildet ein von ihr entwickeltes pädagogisches Konzept, das es erlaubt, für einen Tag teilweise in die Rolle des Landwirts zu schlüpfen. Madame Dubois hat uns dabei ein echtes Erlebnis ermöglicht, weil klar wurde, dass mit Ideen und praktischen Beispielen sehr viel nachhaltiges Lernen bei den Kindern sowie eine Ergänzung der betrieblichen Einnahmen beim Landwirt möglich wird.
Der Tag endete nach einem kurzen Rundgang in Metz beim Abendessen.

am keltischen Ringwall in Otzenhausen
am keltischen Ringwall in Otzenhausen

Am 10. April ging es um nachhaltige Land- und Waldwirtschaft, wobei der Frage des Naturschutzes besondere Aufmerksamkeit gewidmet wurde. Nach einer erneut kompetenten und aufschlussreichen Einführung durch die Seminarleiterin fuhren wir zunächst auf einen Milchviehbetrieb mit Biogasanlage. Das Besondere war, dass dort tatsächlich Futter für die Kühe angebaut und nicht Biomasse für die Anlage hergestellt wird. Diese wird de facto zum größten Teil durch die Ausscheidungen der Tiere betrieben, was wiederum Gewässer und Natur weniger beeinträchtigt.
Am Nachmittag entfuhren wir Landfrauen viel über die Schwierigkeiten, Naturschutz und von Menschen genutzte Räume miteinander in Einklang zu bringen. Besonders ergiebig war dabei auch die Entdeckung, ja Eroberung des größten keltischen Ringwalls in Deutschland bei Otzenhausen, der in einem Naturpark liegt. Kurzweilig und sehr einprägsam erfuhren wir mehr über die Bedeutung des Ringwalls für die damaligen Erbauer, aber auch für die heutigen Menschen sowie über die Probleme, sich teilweise widerstreitende Interessen miteinander doch harmonisch verbinden zu wollen. Außerdem wurde deutlich, dass auch Deutschland seine Hausaufgaben bzgl. eines ausreichenden Schutzes ausgewählter Naturräume noch nicht erfüllt hat.

Gruppe in Trier vor der Prota Nigra
Gruppe in Trier vor der Prota Nigra

Am letzten Tag verließen die Landfrauen mit etwas Wehmut die Europäische Akademie in Otzenhausen: Hier hatten wir nicht nur gut gewohnt und waren äußerst lecker, nachhaltig und mit frischen Zutaten versorgt worden. Auch das Seminar selbst hatte uns beeindruckt und zu einigem Nachdenken gebracht.
Zum Abschluss der Bildungsreise besuchten wir Trier, wo wir uns über die historische Rolle der Stadt in der Region seit der Zeit der Römer informierten, mehr über ihre weltpolitische Bedeutung erfuhren (von römischen Kaisern über wichtige Trierische Erzbischöfe bis hin zu Karl Marx) und erneut erleben konnten, wie sehr Europa auch in einem ländlich-kleinstädtischen Bereich ganz große Bedeutung auch im Alltag erreichen kann.
Anschließend fuhren die Landfrauen voller Eindrücke und vieler Anregungen zurück nach Wiesbaden. Wirklich alle Teilnehmerinnen waren völlig begeistert von der Bildungsreise und die meisten sagten, sie freuten sich auf ein tolles Angebot für 2020.

https://www.keltenpark-otzenhausen.de/

Ein Bericht von Pi

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